1975 - 2000
Aus finanziellen Gründen erarbeitete die Vorstandschaft eine neue Satzung, die am 5. März 1977 bekannt gegeben wurde. Aufgrund dieser rechtlichen Grundlage wurde dem Verein die Gemeinnützigkeit zuerkannt. Die Musikkapelle Rauenberg wurde in „Musikverein 1900 Rauenberg e.V.“ umbenannt.
Der Risikobereitschaft ihres Vorstandes Erhard Weimer verdankt die Kapelle die im August 1978 begonnene Ausbildung von 16 Jungmusikern. Hier brach man erstmals eine langjährige Tradition und nahm 8 Mädchen in die Kapelle auf. Die Ausbildung übernahmen die Aktiven Heinz Grein, Helmut Vollmer, Paul Detsch, Rudi Grüner und Erhard Weimer, tatkräftig unterstützt von der Musikschule Freudenberg. Die hohe Zahl der Jugendlichen ließ die Kapelle auf über 30 Musiker wachsen. Auf diese belebenden Jungmusiker schien der zur Moderne tendierende Dirigent gewartet zu haben. Dieses Team, das die erfahrenen Stammspieler mitriß, ließ ein ungewohnt vielseitiges, modernes Repertoire wachsen, das zuvor unvorstellbar erschien. War es 1975 die Qualität, die das Publikum begeisterte, so fügte sich 1980 beim 80-jährigen Stiftungsfest die Quantität hinzu. Auf diese Weise errang die Kapelle einen enormen Beliebtheitsgrad, der ihr immer bedeutendere Auftritte bescherte. Unter anderem sind hier Konzerte im Sheraton-Hotel und auf dem Fernsehturm in Frankfurt, Kurkonzerte in Bad Orb und Bad Mergentheim, Begrüßung des damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens in Wertheim, Teilnahme am Gemeinschaftskonzert 1982 des Musikverbandes Untermain und mehrere Auftritte im Rahmen des Ausfluges nach Berlin zu nennen. Darüber hinaus hat sich die Kapelle mit Beiträgen zur Schallplatte „Freudenberg, wie es singt und klingt“, sowie der Sendung des Süddeutschen Rundfunks „Sang und Klang aus Stadt und Land“ bis weit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen geschaffen. Der Erfolg dieser Auftritte festigte den inneren Zusammenhalt und die Kameradschaft der Musiker.
Von der Begeisterung ihrer Vorgänger inspiriert, wurden ab 1984 erneut 8 Jugendliche in die Kapelle integriert und erfuhren teilweise eine duale Ausbildung in der Musikschule. Mit einem Anteil von 25 Musikern unter 20 Jahren stellte sich die Kapelle fast als Jugendkapelle dar, was ihr zugleich eine solide Basis für die Zukunft geboten hat. Durch eine Jugendwerbeaktion in Rauenberg, Wessental und Ebenheid konnten 1988 erneut sieben Mädchen und fünf Jungen ausgebildet werden. Nach dreijähriger Ausbildung, ebenfalls wieder von aktiven Musikern und Musikschule durchgeführter, konnten diese bereits 1991 fest in die Kapelle integriert werden. Mit der Ausbildung von 22 Jugendlichen wurde im Herbst 1994 begonnen. Die Ausbildung dauert noch an, wobei die Jugendlichen bereits bei kirchlichen Anlässen mitwirken. Die Integration in die Kapelle wird im Rahmen des 100-jährigen Bestehens angestrebt. Durch den vorwiegend in Eigeninitiative und durch finanzielle Unterstützung der Stadt Freudenberg geleisteten Ausbau des Proberaumes Mitte der 80er Jahre konnte eine nahezu ideale Übungs- und Ausbildungsstätte geschaffen werden. Das ehemalige Schulgebäude, das heute den Namen „Haus der Vereine“ trägt, teilen sich Musikverein, Gesamgverein und Heimat- und Kulturverein. Auch die Musikschule der Stadt Freudenberg nutzt die Räumlichkeiten für den Unterricht.
Das 85-jährige Jubiläum, verbunden mit dem Verbandsmusikfest des Musikverbandes Untermain, geht sicherlich als ein Höhepunkt in die Vereinsgeschichte ein. Erstmalig feierte der Musikverband dieses Fest bei einem badischen Mitgliedsverein. Unter der Schirmherrschaft von Landrat Georg Denzer besuchten über 50 Gastkapellen das Fest, das mit einem Tanzabend der aus Funk und Fernsehen bekannten „Flippers“ begann und mit zwei imposanten Massenchören am Samstag und Sonntag auf dem Sportgelände abgerundet wurde. Soviel Blasmusik auf einmal hatte Rauenberg in seiner bisherigen Geschichte noch nie erlebt. Im Rahmen der Festtage fand auch ein Empfang für geladene Gäste im Sportheim statt. Die Wahl von Rauenberg als Austragungsort für das Verbandsmusikfest ist Beleg für die gute Kooperation zwischen Baden und Bayern. Das 85-jährige Jubiläum bildete gleichzeitig den Anlaß für die Herausgabe einer Festschrift, in der die Geschichte des Vereins dokumentiert wurde.
Die aktiven Musiker und Musikerinnen der Musikkapelle Rauenberg treffen sich im Jahr zu ca. 50 Proben. Hinzu kommen noch bei wichtigen Auftritten spezielle Registerproben. Bei kirchlichen und weltlichen Anlässen, Ständchen, Beerdigungen, Festbesuchen und Konzerten summieren sie sich auf weitere ca. 40 öffentliche Auftritte. Man kann davon ausgehen, daß ein Musiker nahezu ein Drittel des Jahres für und mit der Kapelle unterwegs ist. Alles geschieht dabei auf ehrenamtlicher Basis. Als Ausgleich für die Mühen veranstaltet der Musikverein gemeinsame Mehrtages- oder Tagesausflüge. 1987 wurde ein 4-Tages-Ausflug in die europäische Hauptstadt Brüssel mit dem Besuch des Nato-Hauptquartiers durchgeführt, wobei das Konzert am Fuße des Atomiums musikalischer Höhepunkt des Ausfluges war. Nach dem Tagesausflug zur Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen 1990 und dem Besuch der Bundesgartenschau in Frankfurt im Jahr1991 wurde 1993 wieder ein Mehrtagesausflug organisiert. Ziel der Reise war die ligurische Küste und die Côte d`Azur mit den Nobelorten Cannes, Nizza und das Fürstentum Monaco. 1995 erfolgte ein Tagesausflug nach Bayreuth mit Besichtigung des Festspielhauses. 1997 wurde ein 2-Tagesausflug nach Kloster Andechs und München unternommen. Gesellige Abende, interessante Begegnungen und lustige Begebenheiten lassen die Fahrten bei vielen Musikern noch heute lebendig werden.
Das 90-jährige Bestehen der Musikkapelle verbunden mit 40 Jahren Musikverein wurde mit einem Fest vom 06.- bis 08. Juli 1990 gefeiert, an dem 40 Gastkapellen teilnahmen. Im Mittelpunkt dieses Festes stand eine Vielzahl von Ehrungen. Für 10-, 15-, 30- und 40-jähriges aktives Musizieren wurden Musiker mit den Ehrennadeln des Musikverbandes Untermain bzw. des Nordbayerischen Musikbundes ausgezeichnet Im Rahmen des 90-jähriges Jubiläums ehrte der Verein 12 passive Gründungsmitglieder. Dies waren Paul Hildenbrand, Emil Breitenbach, Eduard Konrad, Fritz Link, Franz Weis, Gustav Breitenbach, Julius Kraus, Alois Seubert, Mammert Grein, Oskar Hildenbrand, Edwin Boll und Arnulf Grein. Für die Verdienste um den Verein wurden die aktiven Musiker Helmut Vollmer und Paul Detsch sowie das passive Mitglied Leonhard Hennig zu Ehrenmitgliedern ernannt. Der Erlös des 90-jährigen Bestehens wurde zur Anschaffung neuer Uniformen, die erstmalig zur Generalversammlung 1992 der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, verwendet. 1995 wurde 95-jährige Jubiläum mit einem 2-tägigen Musikwerbefest am Gelände rund um das „Haus der Vereine“ (Proberaum) gefeiert.
Fand Anfang der 80er Jahre ein Adventskonzert unter Mitwirkung von Männergesangverein und Kirchenchor im Sportheim statt, so wird seit 1986 in ununterbrochener Folge ein Adventskonzert am 3. Adventssonntag in der Pfarrkirche „St. Wendelinus“ veranstaltet. Standen zuerst nur kirchliche Stücke auf dem Programm, so begann man ab 1993 auch weltliche Stücke aus der Welt der Oper vorzutragen. Die Ouvertüren aus der Oper „Die Zauberflöte“ oder „Figaros Hochzeit“ von W. A. Mozart, die Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“ von Rossini oder das grandiose Meisterwerk „Die Moldau“ von Smetana bildeten musikalische Akzente des Konzertes, das die Lokalpresse zu den Kommentaren „Es ist schon erstaunlich, zu welchen musikalischen Glanzleistungen dieser kleine Ort imstande ist“ oder „Rauenberger Musiker – eine Klasse für sich“ animierte. Der Erlös dieses Konzertes kommt dem Kindergarten der Kirchengemeinde Rauenberg zugute.
Im Mittelpunkt des musikalischen Wirkens stand in den letzten Jahren eine Vielzahl von Konzerten. So zählt seit den 80er Jahren das alljährliche Platzkonzert auf dem Marktplatz in Wertheim zum festen Rahmenprogramm der Michaelis-Messe. Seit 1991 finden auch im 2-jährigen Rhythmus Platzkonzerte des Musikvereins am Schnatterloch in Miltenberg statt. Der Musikverein Rauenberg beteiligte sich in den letzten Jahren ebenfalls rege an den Aktivitäten des Musikverbandes Untermain. Am jährlich stattfindenden Gemeinschaftskonzert nahm der Musikverein 1982 teil. In Mömlingen (1989), Kleinwallstadt (1994) und Dörlesberg (1998) wirkte die Kapelle ebenfalls mit. Kurkonzerte in der Wandelhalle in Bad Mergentheim in den Jahren 1996 und 1997 erfreuten die Kurgäste. Da Rauenberg nicht über eine entsprechende Mehrzweckhalle verfügt, wurde 1996 ein gemeinsames Konzert mit dem Musikverein „Harmonie“ Boxtal im Gemeindezentrum Boxtal durchgeführt, und 1997 mit drei weiteren Kapellen und zwei Chören in der Maintalhalle Mondfeld ein Frühjahrskonzert veranstaltet. Ein weiteres Frühjahrskonzert wurde im März 1999 mit den Kapellen aus Dertingen, Külsheim, Eichenbühl sowie den Chören aus Nassig und Rauenberg in der Wildbachhalle Nassig durchgeführt und dadurch auch die Kontakte zu Kapellen aus benachbarten Musikverbänden geknüpft und vertieft.
Die Vorstandschaft des Musikvereins Rauenberg war über Jahrzehnte von Kontinuität geprägt. Von 1933 bis 1993 prägten Karl Link und Erhard Weimer als Vorsitzende über 60 Jahre die Geschicke des Vereins. 1977 legte Rudi Grüner nach 17 Jahren das Amt des Schriftführers nieder. Dieses Amt wurde von Bruno Bauer bis 1988 weitergeführt, der es berufsbedingt an Wolfgang Konrad übergab. Durch die große Anzahl von Jugendlichen wurde die Vorstandschaft Anfang der 80 Jahre um eine Jugendvertretung erweitert. 1989 legte nach 30 Jahren der 2. Vorstand, Helmut Vollmer, das Amt in jüngere Hände. Für seine außerordentlichen Verdienste wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Sein Nachfolger wurde Helmut Arlt. Nach 23-jähriger, sehr erfolgreicher Tätigkeit legte im Frühjahr 1993 Erhard Weimer das Amt des 1. Vorsitzenden nieder. Er wurde für sein hervorragendes Engagement zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Sein Nachfolger wurde der heute noch amtierende Siegfried Flicker. Eine sehr lange Kontinuität war auch mit dem Amt des Kassenwarts verbunden. 30 Jahre zeichnete Walter Hildenbrand für die Finanzen verantwortlich. Bei den Wahlen im März 1995 übergab er das Amt an Volker Steuer. Nur 3 Wochen später verstarb Walter Hildenbrand im Alter von 53 Jahren. Ein schwerer Schlag für den Musikverein Rauenberg. Bei den Neuwahlen im März 1998 wurde Siegfried Flicker im Amt des 1. Vorsitzenden bestätigt. Das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden übernahm Wolfgang Konrad, neuer Schriftführer wurde Christian Arlt, Volker Steuer blieb weiterhin Kassenwart. Die aktuelle Vorstandschaft ist auch gewillt, den Musikverein Rauenberg durch Kontinuität und Zuverlässigkeit in das nächste Jahrtausend zu führen.
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